Detlef Tanke und Hennig Brandes.
Der Zweckverband Großraum Braunschweig (ZGB) bekommt schrittweise in den nächsten Jahren für den ÖPNV deutlich mehr Geld. Der jährliche Zuweisungsbetrag wächst von heute 70 Mio. Euro bis zum Jahr 2021 auf 100 Mio. Euro an. Möglich wird das durch die Änderung des Niedersächsischen Nahverkehrsgesetzes (NNVG), die der Landtag in seiner jüngsten Sitzung beschlossen hat.
Detlef Tanke, Vorsitzender der ZGB-Verbandsversammlung, und Verbandsdirektor Hennig Brandes informierten heute über die Verwendung der Mittel und die zahlreichen deutlichen Verbesserungen im ÖPNV.
Tanke dankte zunächst der rot-grünen Landtagsmehrheit für den Beschluss und insbesondere Verkehrsminister Olaf Lies, der von Anfang an die Änderung des Gesetzes unterstützt hat.
Im konstruktiven Dialog mit dem Fachminister haben die Landtags-Abgeordneten aus der Region in den letzten 12 Monaten die entsprechende Mehrheit in den Fraktionen erarbeitet. Grundlage dafür war das fachkundig erstellte Konzept der ZGB-Verwaltung zur unverzichtbaren Verbesserung des ÖPNV in der Region Braunschweig. Tanke dankte auch den Oberbürgermeistern, den Landräten und der Öffentlichkeit für Ihre Unterstützung dieses Fachkonzeptes. Das zusätzliche Geld bekomme der ZGB als Aufgabenträger, der über den Einsatz der Mittel allein entscheide, stellte Tanke klar.
Geplant ist der Einsatz des Geldes in schwerpunktmäßig vier Säulen des ÖPNV. Das Gros der Mittel fließe in die erste Säule, den Schienenverkehr, erläuterte Brandes. Mehr Fahrten zur Angebotsverdichtung und eine Ausweitung der Bedienzeiten in den frühen Morgen- und den Abendstunden stehen schon zum Fahrplanwechsel am 11. Dezember an.
Im ersten Schritt wird der durchgehende Stunden-Takt realisiert und zusätzliche Verstärker in den Hauptverkehrszeiten für Pendler und Schüler angeboten. Hinzu kommen weitere Früh- und Spätzüge zur Verlängerung der Betriebszeit, sowie bessere Angebote am Wochenende. Der ZGB strebe in weiteren Schritten einen 30-min-Takt montags bis freitags auf der Hauptachse Salzgitter – Braunschweig – Wolfsburg an, betonte der Verbandsdirektor. Zwischen Braunschweig und Wolfsburg werde der dazu erforderliche zweigleisige Ausbau der Weddeler Schleife bis 2020 dringend erwartet. Nach Salzgitter solle die Strecke beschleunigt werden. Der Stunden-Takt von Braunschweig über Gifhorn nach Uelzen werde nach Fertigstellung der Begegnungsstelle in Rötgesbüttel voraussichtlich 2018 eingeführt. Zum Fahrplanwechsel gibt es 39 zusätzliche Angebote auf 11 Linien.
Die zweite Säule bildet die Modernisierung zahlreicher Bahnhöfe und Haltestellen im gesamten Verbandsgebiet. Die Region erlebe in den nächsten Jahren ein bisher nie da gewesenes Bahnhofs-Modernisierungsprogramm, schaut der Verbandsdirektor voraus. 16 Bahnhöfe im Verbandsgebiet würden durch die Förderprogramme Niedersachsen ist am Zug (NiaZ III) und das Zukunftsinvestitionsprogramm (ZIP) barrierefrei umgebaut. Das Investitionsvolumen umfasse insgesamt mehr als 40 Millionen Euro. Brandes erläuterte, dass für weitere sieben Bahnhaltepunkte im Rahmen einer Stationsoffensive derzeit geprüft werde, inwieweit diese neu gebaut werden könnten.
Der dritte wichtige Schwerpunkt ist die Ausweitung des RegioBusangebotes. Mehr als 250 zusätzliche Fahrten werden ab Dezember angeboten. Sie dienen der Taktverdichtung und der Verlängerung der Betriebszeiten im bestehenden RegioBus-Netz. Zwei RegioBusLinien werden ganz neu eingerichtet: Mit der Linie 740 werden Cremlingen und Sickte an das Mittelzentrum Wolfenbüttel angebunden und in Weddel besteht künftig eine gute Verknüpfung an den enno in Richtung Wolfsburg bzw. Hildesheim/Hannover. Die zweite Linie 660 führt von Baddeckenstedt nach Salzgitter-Bad und erfüllt eine wichtige Erschließungs- und Zubringerfunktion mit Bahnanschluss an den Bahnhöfen Salzgitter-Bad und Baddeckenstedt. „Auch vom verbesserten RegioBusAngebot profitiert die gesamte Region“, sagte der Verbandsdirektor.
Als vierte Säule nennt er die Möglichkeit der Co-Finanzierung für Kommunen bei bahn- und busbegleitenden Infrastrukturmaßnahmen. Wenn die Kommunen förderfähige Maßnahmen planten, könne der ZGB künftig einen Anteil der Förderung übernehmen, beispielsweise für Umgestaltung von Bahnhofsumfeldern oder bei Fahrradabstellanlagen.
„Mit diesen Schwerpunkten wird der ÖPNV in der Region noch einmal deutlich an Attraktivität gewinnen“, sagte Tanke abschließend. Mit den zusätzlichen Mitteln könne der ZGB nun ein Angebot finanzieren und vorhalten, dass für eine Region mit der größten Wirtschaftskraft in Niedersachsen angemessen sei.