
Die Renaturierungsarbeiten aus der Vogelperspektive mit dem geschwungenen, neuen Bett der Wabe. Der Blick geht Richtung Süden; derzeit fließt die begradigte Wabe längs der Baumreihe am rechten Bildrand. Foto: Stadt Braunschweig / Daniela Nielsen
Der Bach Wabe wird im Bereich Rautheim zwischen südlicher Stadtgrenze und Bundesstraße 1 renaturiert. Die Arbeiten an der „neuen Wabe“ gehen zügig voran. Inzwischen ist nahezu das gesamte Gewässerbett vorprofiliert, und auch der größte Teil der zu transportierenden Bodenmassen hat dank des trockenen Wetters bereits seinen neuen Platz gefunden.
Die stark begradigte alte Wabe wird in den tiefsten Teil des dortigen Geländes verlegt – also dorthin, wo sich das Gewässer auch seinen natürlichen Lauf suchen würde. Mit dem neuen, naturnahen Gewässerlauf wird der Bachlauf ökologisch aufgewertet. Zudem entsteht ein Gewässerkorridor mit kleineren Senken und Tümpeln, an den sich standortgerechtes Grünland anschließen wird.
Neben dem guten Baufortschritt freuen sich die Projektverantwortlichen über die größeren, in diesem Ausmaß nicht erwarteten natürlichen Kies-Vorkommen in dem Bereich. So kann auf weite Kiestransporte fast ganz verzichtet werden, und das neue Wabebett erhält genau den Kies, der hier auch natürlich vorkommt. „Eine ökologische wie auch ökonomische Win-Win–Situation“, freut sich Projektbetreuer Dipl.-Ing. Michael Stephan von der Unteren Wasserbehörde, der städtischen Abteilung für Umweltschutz und Umweltplanung.
Jetzt geht es an die Details: Zum Beispiel wird sogenanntes „Totholz“ eingebracht – das sind Baumstubben, die so eingebaut werden, dass es Bereiche mit schneller und solche mit ruhiger Strömung gibt, um einen vielgestaltigen Lebensraum zu schaffen. Die Gewässersohle erhält ein strukturiertes Bett aus Kies. Damit selbst bei geringer Wasserführung das Wasser ausreichend schnell fließen kann und sich kein Schlamm absetzt, wird ein Niedrigwassergerinne profiliert. „Dieses ökologische Inventar aus Kies und Totholz bietet Nist- und Lebensraum für viele Arten, die es an anderer Stelle im Stadtgebiet schwer haben. Von den in der fließenden Welle lebenden Bachforellen oder der auf der Bachsohle gründelnden Groppe, in der Sohle lebenden Köcherfliegenlarven bis hin zur seltenen Libelle, der sogenannten grünen Flussjungfer, oder dem Eisvogel – sie alle werden hier bald eine neue Heimat finden“, blickt Michael Stephan in die Zukunft. Das Bett der alten, begradigten Wabe dient weiter als Entwässerungsgraben, in den Felddrainagen münden.
Auch im Umfeld der neuen Wabe hat sich einiges getan: Zwischen der örtlichen Landwirtschaft, dem Wasserverband Mittlere Oker und der Stadt Braunschweig haben im Rahmen der Erarbeitung eines Nutzungskonzeptes Gespräche stattgefunden, die für alle Seiten einen nachhaltigen Weg vorzeichnen. Die örtliche Landwirtschaft erhält Flächen zur Bewirtschaftung zurück, die die Stadt im Zuge der Planfeststellung für die A 39 übernommen hatte. Die Stadt gibt die Pflege der extensiv – also ohne Dünge- und Pflanzenschutzmittel sowie mit geringem Viehbesatz – zu bewirtschaftenden Grünlandflächen langfristig in fachkundige Hände. Auch Flächen der Straßenbauverwaltung können in dieses Konzept mit einbezogen werden. Der Wasserverband übergibt der Stadt nach Fertigstellung der Maßnahme ein einvernehmlich verhandeltes Konzept unter dem Dach eines verbindlichen Pachtvertrages.
Die Grundsteine für die Renaturierung der Wabe wurden bereits in dem Planfeststellungsverfahren für die A 39 gelegt; das Niedersächsische Fließgewässerschutzprogramm, die Wasserrahmenrichtlinie und nicht zuletzt der Gewässerentwicklungsplan Wabe gaben den Rahmen für die Planung vor. Ausgleichsmaßnahmen für mehrere Baugebiete, wie Lammer Busch und Forschungsflughafen–Nordwest, wurden hier sinnvoll zu einem großen Projekt zusammengefügt.